Das idyllische Händelöp

Die südschwedische Provinz Småland ist genau so, wie man sich Schweden vorstellt: endlose Wälder, überall große und kleine Seen und bunt gestrichene Holzhäuser. Wer Ruhe sucht und abseits des Massentourismus ein paar Tage Ruhe in der Natur genießen möchte, ist in Südschweden genau richtig.

Ein typischer Winter in der süddeutschen Großstadt, etwas weniger schneereich als sonst, aber so trist wie immer. Mein Geburtstag steht bevor, ausgerechnet ein runder. Ich spiele mit dem Gedanken, spontan zu verreisen und der Feier zu entfliehen. Aus einer zunächst fixen Idee wird nach kurzer Zeit doch ein konkreter Plan und mit Dorothea, einer Arbeitskollegin und Freundin, ist schnell die passende Reisebegleitung gefunden.

Von Süddeutschland nach Südschweden 

Wir sind uns schnell einig, dass wir in den hohen Norden wollen. Mir kann es nicht nördlich genug gehen, gerne würde ich noch einmal nach Lappland, doch für so eine weite Reise wird eine Woche Urlaub wohl nicht ausreichen. Warum also nicht ein Kompromiss eingehen und einfach auf halber Strecke zwischen Deutschland und Finnland Urlaub machen?

Schweden im Februar. Warum eigentlich nicht. Aus früheren Reisen kenne ich Småland zu dieser Jahreszeit und habe es in schöner Erinnerung. Doro war bisher noch nie in Skandinavien, aber abenteuerlustig wie sie ist, hat sie keine Einwände.

Das Reiseziel seht fest, jetzt muss ein günstiges Ferienhaus gefunden werden. Schnell merken wir, dass das im Winter gar kein Problem zu sein scheint. Wir finden ein schönes, großes und vor allem preiswertes Haus in Fågelfors, zwischen Växjö und Vimmerby gelegen. Die Fähre wird gebucht, sicherheitshalber werden noch Schneeketten angeschafft – wir haben keine Ahnung, welches Wetter uns erwartet, die Vorhersagen schwanken ständig zwischen Neuschnee und Tauwetter.

Fährfahrt von Rostock nach Trelleborg – Tag 1

Wenige Wochen später ist es so weit. Es ist Freitagmittag, das Gepäck und die Lebensmittelvorräte sind im Auto verstaut und unsere Reise Richtung Norden beginnt. Am Abend legen wir auf der Hälfte der knapp 1.300 Kilometer weiten Strecke eine Übernachtung im Berliner Umland ein. Doch es wird nur eine kurze Nacht – bereits halb vier klingelt der Wecker und läutet den Beginn des eigentlichen Urlaubs ein. Trotz der wenigen Stunden Schlaf hüpfe ich aus dem Bett und mache mich voller Vorfreude und Aufregung startklar. Pünktlich um 4 Uhr sitzen wir im Auto Richtung Rostock. Im Scheinwerferlicht erkennt man den nächtlichen Frost an den kahlen Bäumen entlang der Autobahn. Noch gehen wir davon aus, dass es mit jedem zurückgelegten Kilometer Richtung Norden kälter wird. Dass wir damit völlig falsch liegen, wird uns erst nach einigen Tagen in Schweden klar.

Es ist immer noch dunkel, als wir am Rostocker Fährhafen ankommen. Der Check-In ist schnell erledigt und uns wird eine Wartereihe zugewiesen, in die wir uns bis zum Beladen der Fähre mit den Auto stellen sollen. Dort stehen nur drei weitere Kleinwagen, ansonsten wollen scheinbar nur Lastwagen nach Schweden übersetzen. Nach einer kurzen Wartezeit beginnt schließlich das Boarding, wir fahren in den Frachtraum und suchen uns an Deck eine gemütliche Ecke, in der die verpassten Stunden Schlaf der letzten Nacht nachgeholt werden.

Sechs Stunden später erblicken wir die ersten Ausläufer der schwedischen Küste und legen am Nachmittag im bewölkten Trelleborg an. Die Zollbeamtin wirft einen kritischen Blick in unser Auto, fragt nach dem Grund unseres Schwedenbesuchs und der Dauer unseres Aufenthalts und lässt uns schließlich ohne genauere Kontrolle passieren. Zwei verzollte Flaschen Wein gelten scheinbar noch nicht als Schmuggelware…

Da sind wir nun also. „Välkommen till Sverige“. Für Doro ist es das erste Mal, dass sie skandinavischen Boden betritt. Trotz miesem Wetter haben wir beide ein dickes Grinsen im Gesicht und steuern die Autobahn an. Zunächst geht es durch das Flachland Richtung Malmö, von dort weiter Richtung Växjö. Die ländliche Landschaft von Skåne erstreckt sich flach, waldlos und ein wenig farblos vor uns. Erst im Kronoberg län werden die Felder von Wäldern abgelöst und die schwedische Schnellstraße schlängelt sich verlassen durch die Kiefernwälder. Plötzlich nehme ich im Augenwinkel einen großen Schatten zwischen den Bäumen wahr, ein Schrei aus meinem Mund: „Guck, ein Elch!“. Keine drei Stunden in Schweden und schon steht er dort im Wald, nur wenige Meter von der Straße entfernt – der majestätische Elch und schaut den vorbeifahrenden Autos zu, als wäre es das Normalste der Welt. Das ist es wahrscheinlich auch, nur eben nicht für die Besucher aus Deutschland.

Einige Stunden später erreichen wir unser Ziel: Fågelfors. In den Fenstern der Häuser stehen überall kleine Lampen, wie es in Schweden üblich ist, und erhellen mit ihrem warmen Licht die Straßen. Dank der ausführlichen Beschreibung unserer Vermieterin, finden wir schnell den richtigen Weg. Die Straßen werden immer vereister, je weiter wir uns vom Ortszentrum entfernen. Vielleicht werden die neu angeschafften Eisketten in den kommenden Tagen doch zum Einsatz kommen? Ganz verlassen, am Ende der Straße steht es, unser eingeschneites Ferienhaus. Nach der Schlüsselübergabe packen wir die Koffer aus und machen es uns gemütlich. Doch schon bald fallen wir völlig erledigt ins Bett.

Fågelfors erkunden – Tag 2

Wir lassen den Tag langsam angehen. Ein erster Spaziergang am Morgen führt uns zum Dorfsupermarkt, wo wir eigentlich Kanelboller – die für Skandinavien typischen, köstlichen Zimtschnecken – fürs Frühstück einkaufen wollen. Doch der örtliche Backofen scheint heute kalt geblieben zu sein. Ein wenig enttäuscht werden stattdessen Kekse und Milch in den Einkaufkorb geladen. Wir stampfen durch den Schnee zurück zum Ferienhaus und stellen am Frühstückstisch einen groben Plan für die nächsten Tage zusammen. Unsere Ausflüge werden wir wohl kurzfristig und vom Wetter abhängig planen müssen. Momentan schwanken die Wettervorhersagen zu sehr.

Am Nachmittag laufen wir direkt vom Haus los in den Wald. Zunächst ist der Weg noch leicht passierbar, es scheint erst kürzlich ein Jäger mit seinem Wagen durch den Wald gefahren zu sein. Doch schon bald stapfen wir durch den knietiefen Schnee – bis wir nicht mehr weiterkommen. Wer hätte gedacht, dass wir in diesem Winter noch einmal soviel Schnee zu sehen bekommen? Abends knistert das Feuer im offenen Kamin und wir machen es uns mit unserer Urlaubslektüre auf dem Sofa gemütlich.

Sonnenschein auf Öland und in Kalmar – Tag 3

An unserem dritten Tag geht es an die Küste. Am Morgen fahren wir über die Ölandsbron – eine sechs Kilometer lange Brücke, die Öland mit dem Festland verbindet. Vor einigen Jahren wurde die Agrarlandschaft von Süd-Öland zum Welterbe ernannt und unterscheidet sich sichtlich von der Landschaft in der restlichen Provinz. Auf Öland beginnen wir gleich damit, die Windmühlen, an denen wir vorbeikommen, zu zählen. Zu früheren Zeiten waren die Mühlen ein bäuerlichen Statussymbol auf der Insel und zu den Höchstzeiten im 19. Jahrhundert gab es knapp 2.000 Exemplare davon. Nach der zwanzigsten Mühlen hören wir mit dem Zählen auf, wir würden ohnehin nicht hinterherkommen – heute sind noch immer etwa 350 Windmühlen erhalten.

Am Schloss Borgholm stellen wir unser Auto ab. Vom einst stattlichen Schloss sind heute nur noch die Ruinen übrig, nachdem es im 19. Jahrhundert völlig ausbrannte. Vorbei an den Schlossruinen geht es steil hinab durch einen dichten Wald, bis zum Schloss Solliden, dem Sommersitz der schwedischen Königsfamilie. Viel bekommen wir vom Schloss und dem ihn umgebenen Park, der die eigentliche Attraktion von Solliden ist, nicht zu sehen. Wie so oft zu dieser Jahreszeit, stehen wir vor verschlossenen Toren. Im Sommer hingegen, strömen hier die Besuchermassen durch die Tore, um durch die Gärten zu flanieren und einen Blick auf die königliche Familie zu erhaschen.

Wir schlagen uns durchs Dickicht in Richtung Meer und gelangen schließlich auf die Estelle Promenade, die nach der Tochter der schwedischen Prinzessin benannt wurde. Von hieraus können wir bis hinüber zum Festland blicken. Wir schlendern die Promenade entlang und gelangen so nach Borgholm. Dort sitzen wir sicherlich über eine Stunde am Hafen und lassen uns die Frühlingssonne ins Gesicht scheinen, während die Möwen über uns hinwegfliegen und das Meer an die Hafenpromenade schwappt.

Zurück auf dem Festland machen wir noch einmal in Kalmar halt – und die Stadt überrascht uns. Mit 36.000 Einwohnern ist Kalmar nach Jönköping und Växjö die drittgrößte Stadt Smålands. Dennoch hat die Küstenstadt einen ganz besonderen Charme.

Wir bummeln durch die beschaulichen Gassen der Gamma staden, der Altstadt, vorbei am Dom, der einst Bischofsitz war und hin zum Schloss. Das Schloss Kalmar ist der am besten erhaltene Renaissance-Palast in Nordeuropa und spielte – durch seine Lage an der ehemaligen Grenze zu Dänemark – eine wichtige Rolle in der schwedischen Geschichte. Die sich senkende Sonne glitzert im Meer, wir besteigen den Schutzwall, schießen noch ein paar Fotos und machen uns auf den Heimweg.

Naturpark Norra Kvill & Michel aus Lönneberga – Tag 4

Ich werde vom Vogelgezwitscher und dem strahlenden Sonnenschein, der durch das Fenster fällt, geweckt. Nach dem Frühstück – das heute auf Grund meines Geburtstags etwas länger ausfällt – und dem Geschenkeauspacken fahren wir los in Richtung Vimmerby. Heute wollen wir in die abgeschiedene Wildnis Smålands. Trotz einiger Probleme, die richtige Zufahrtsstraße zu finden, kommen wir gegen Mittag im Nationalpark Norra Kvill an. In dem urwaldartigen Nadelwald wurde seit mehr als 150 Jahren kein Baum mehr gefällt, einige Kiefern sind sogar 350 Jahre alt. Überall liegen gigantische Felsblöcke und umgestürzte Bäume – ein echter Urwald. Ein Wald in dem echte Ruhe herrscht. Hin und wieder rauscht der Wind durch die Bäume, ein Vogel zwitschert, ansonsten ist hier absolute Stille, kein Autobahnrauschen, keine Motorengeräusche. Einfach nur Ruhe.

Es scheint den ganzen Winter niemand im Wald gewesen zu sein, wir schaffen es mit dem Auto nicht einmal zum eigentlichen Parkplatz. Die Schneemassen türmen sich auf der Zufahrtsstraßen und wir müssen am Straßenrand parken. Entschlossen stampfen wir durch den Schnee und sind froh, dass wir unsere schneefesten Snowboardhosen angezogen haben.

Durch den Nationalpark führen zwei Wanderwege. Wir entscheiden uns für den längeren Rundweg, der ein Mal durch den ganzen Park führt. Wir passieren zugefrorene Seen und kommen in stetigen Auf- und Abstiegen immer wieder an beeindruckenden Steinblöcken vorbei. Schließlich gelangen wir auf den höchsten Punkt des Waldes – der Anhöhe Idhöjden – von hier kann man einen großen Teil des Nationalparks überblicken. Wir wollen die Wanderung noch ein wenig ausdehnen und wählen an einer Kreuzung einen Trampelpfad. Schon nach wenigen hundert Metern kommen wir vom Weg ab und merken sofort, dass wir in einem echten Urwald sind. Überall versperren uns die umgefallenen Bäume den Weg, wir müssen über und unter ihnen hindurchklettern, schnell sind unsere Hosen nass und mit Moosflecken übersät. Noch einmal umrunden wir einen zugefrorenen See – der uns doch bekannt vorkommt – und gelangen am Ende des Sees wieder auf den richtigen Weg.

Da wir schon in der Region Vimmerby sind, wollen wir noch einen kurzen Abstecher zu Michel aus Lönneberga machen. Die Kulisse, in der einst Michel seine Streiche spielte, ist heute ein bewohnter Hof, der besichtigt werden kann. Im letzten warmen Sonnenlicht erreichen wir Gybberyd. Schon am Ortseingang weist uns ein braunes Schild den Weg zum Katthulthof. Ich freue mich wie ein kleines Kind, die Schritte vom Parkplatz bis zum Gatter des Hofs werden immer hastiger, wir kommen dem Held meiner Kindheit immer näher. Und da liegt er – in die letzten Sonnenstrahlen des Tages getaucht: der Katthulthof. Am Fahnenmast hängt die schwedische Flagge und weht im Wind, nicht etwa die kleine Ida. Und alles ist da: Der Schuppen, in dem Michel seine Männchen schnitzte, das kleinen Wohnhaus vom Knecht Alfred und sogar das Toilettenhäuschen, in das Michel seinen Vater sperrte…

Das triste Växjö – Tag 5

Nach einem Tag in der Wildnis, beschließen wir heute Großstadtluft zu schnuppern. Die Universitätsstadt Växjö ist umgeben von zwei großen Seen und gilt als Kulturzentrum und grünste Stadt Europas, doch uns enttäuscht sie. Wir streifen durch die Stadt, laufen entlang des Växjösjöns. Vielleicht liegt es am schmuddeligen Wetter, am grauen Himmel und den matschigen Straßen. Vielleicht sind schwedische Großstädte auch einfach nur so öde. Uns hält es nicht in Växjö und gedanklich streichen wir auch Jönköping als Ausflugsziel von der Liste – lieber verbringen wir die verbleibenden zwei Tage in der Natur.

Auf dem Weg aus der Stadt entscheiden wir, noch bei der Schlossruine Kronoberg, einer auf einer kleinen Insel gelegenen Ruine eines ehemaligen Bischofssitzes, vorbeizuschauen. Und schon wieder haben wir kein Glück: Außerhalb der Hochsaison stehen wir vor verschlossenen, eisernen Türen. Durch das Tor erhaschen wir einen kleinen Einblick in das Innere der Ruine – und ärgern uns. Das sieht tatsächlich nett aus und gerne hätten wir uns die Ruine genauer angeschaut. Ein Grund mehr, im Sommer erneut nach Småland zu reisen.

Die Schäreninsel Händelöp & Västervik – Tag 6

Bevor sich unser Urlaub in Schweden dem Ende zuneigt, wollen wir unbedingt noch die Schären vor Smålands Küste erkunden. Die Schären sind Überreste der Eiszeit und in der Region rund um Västervik gibt es über 5.000 Inseln, teilweise sind sie bewohnt und bewirtschaftet, viele von ihnen sind aber auch völlig unberührt. Unser einziges Problem – zu dieser Jahreszeit verkehren keine Boote zu und zwischen den einzelnen Inseln. Lediglich im Sommer, während der touristischen Hochsaison, legen die Schiffe ab. Wir könnten uns ein Taxiboot bestellen und uns zur Insel Hässelö oder nach Idö bringen lassen. Doch dann wären wir abhängig vom Bootsfahrer und müssten zur vorgegebenen Zeit wieder an der Anlegestelle sein. Nach ein wenig Recherche im Reiseführer und im Internet entdecken wir, dass man mit dem Auto auf eine der vorgelagerten Inseln gelangen kann.

Wir setzen uns also ins Auto und nach knapp zweistündiger Fahrt ist Händelöp, südöstlich von Västervik, erreicht. Kurz vor der Brücke, die hinüber zur Insel führt, stellen wir unser Auto ab und schon sind die ersten kleinen Schären, felsige und bewaldete Inseln, in Sicht. Von der Händelöp-Brücke haben wir einen tollen Blick auf die bewohnte Bucht der Insel. Kleine Bootshäuser und alte Schärenhäuser säumen die Meeresbucht.

Nach wenigen Kilometern erreichen wir bereits das Ende der Insel. Umgeben von Felsen und steinigen Klippen liegt hier ein weiterer Hafen. Wir beschließen, am felsigen Ufer entlang zurückzugehen statt auf der Straße, auf der wir gekommen sind. Kurz bevor wir wieder die Brücke zum Festland erreichen, biegen wir in die Straße ein, die in den einzigen Ort der Insel führt. Der malerische kleine Ort mit seinen gelben und roten Holzhäusern schmiegt sich in die Bucht. Grundstücksgrenzen zwischen den Häusern sind keine zu erkennen, es scheint als würde ein Garten in den anderen übergehen. Zwischen den Bootshäusern stehen die Fischer und unterhalten sich angeregt, es ist wohl gerade Mittagspause. Wir machen uns auf den Rückweg.

Unterwegs halten wir in Västervik, der einzig richtigen Schärenstadt an der Ostküste. Auch hier merken wir erneut, dass wir außerhalb der üblichen Touristenzeit unterwegs sind. Das Zentrum der Stadt ist wie ausgestorben, im zentralen Hafen von Västervik liegt so gut wie keines der im Sommer sonst so zahlreichen Ausflugsboote. Tote Hose. Aber das stört uns ganz und gar nicht. Wir schlendern ziellos durch die Straßen und landen plötzlich in kleinen Gassen aus bunten Holzhäusern. So stellt man sich eine typische Schwedische Kleinstadt vor, ein kleines farbiges Stadthaus reiht sich an das andere. Nach nur fünf Minuten wird eine Geldstrafe für das Wort „schnuckelig“ eingeführt. Es nützt nichts, das Wort huscht uns während des Spaziergangs durch Västervik noch häufiger über die Lippen.

Der letzte Tag – Tag 7

Wir lassen unseren Urlaub in Schweden ruhig ausklingen. Die Kilometer, die wir in den nächsten zwei Tagen wieder im Auto zurücklegen werden, im Hinterkopf, entschließen wir uns, heute keinen großen Ausflug zu machen. Stattdessen fahren wir Richtung Hösgby, halten spontan an einem Waldweg und laufen von dort aus ohne richtiges Ziel los. Wir wandern schweigend durch den Wald, vorbei an einem großen gefrorenen See und zahlreichen Findligen und schwelgen in Gedanken. Ich lasse die vergangenen Tage und die vielen unterschiedlichen Eindrücke Revue passieren. Die Zweifel, ob der Winter wirklich die richtige Reisezeit war, sind nach dieser meist sonnigen Woche ausgeräumt. An manchen Tagen waren die Temperaturen sogar wärmer als in Deutschland. Auch außerhalb der Hauptsaison unterwegs zu sein, hat seine Vorteile. Man kann in Ruhe Orte erkunden und genießen, die im Reiseführer für gewöhnlich als überlaufene Touristenattraktion beschrieben werden. Eigentlich waren wir immer die einzigen Touristen weit und breit.

Dreieinhalb Stunden später sind wir wieder am Auto und ich komme zu dem Schluss, dass eine Woche eindeutig viel zu kurz war – hier gibt noch so viel mehr zu entdecken. Es wird ganz sicher nicht die letzte Reise nach Småland gewesen sein.